
HJ-Ausweise und weitere Dokumente, die vor dem Verbrennen gerettet wurden, Köln 1945 (Dr. Franz Rieder)
Nachdem sie von der Bevölkerung anfänglich unter Jubel als Befreier begrüßt worden waren, mussten die Amerikaner nur zu bald und mit zunehmend weniger Verständnis zur Kenntnis nehmen, dass die weitaus meisten Kölner*innen keinerlei Bereitschaft zeigten, auch nur einen Bruchteil der Schuld für das auf sich zu nehmen, was seit 1933 zunächst im eigenen Land und seit 1939 dann in Europa an Verbrechen begangen worden war.
Auf ihre immer wieder gestellten Fragen nach einer aktiven oder passiven Unterstützung des NS-Regimes, nach der deutschen Schuld an den Kriegsgräueln und an der Ermordung von Juden, Sinti und Roma sowie Regimegegnern, erhielten die hierfür zuständigen Einheiten der Kölner Militärregierung immer wieder Antworten, die sie befremdeten und schließlich entrüsteten.
Statt auch nur in Ansätzen Einsicht zu zeigen und einen kleinen Teil der Verantwortung für das zu übernehmen, was in den vergangenen zwölf Jahren geschehen war, wurde den Siegern immer wieder vorgeworfen, Köln übermäßig bombardiert und in eine Trümmerwüste verwandelt zu haben. Zugleich wurde zum Ausdruck gebracht, dass kritische Fragen nach etwaiger Schuld bei den Besiegten Enttäuschung hervorriefen. Stattdessen hatten die meisten, obwohl sie mehrheitlich das NS-Regime gestützt hatten, als Ausgleich für ihre Todesängste in den Bombennächten von den Alliierten offenbar Hilfe und Verständnis erwartet.